Fiftyfitfty Streetworker beklagt Umgang des OSD mit Obdachlosen
Blick ins Portemonnaie
Um die fälligen 15 Euro plus 18,50 Verwaltungsgebühr zu sichern, forderten die OSD'ler Einblick in sein Portemonaie. Dort fanden sich 600 Euro Bargeld, ein Betrag durch eine Nachzahlung der Ämter, was Lucazs L. durch einen Kontoauszug belegen konnte. Trotzdem wollten die Ordnungsamtsmitarbeiter das Geld sicherstellen. Der Moment, in dem der zufällig am Carlsplatz anwesende Oliver Ongaro dazu kam und dem Wohnungslosen zur Seite stand. Denn obwohl sie bereits das Portemonaie in der Hand hielten, beobachtete Ongaro, wie Lucazs L. noch abgetastet wurde, was er sonst noch bei sich trug.
Lucazs L. zeigt auf den Kofferraum des OSD-Fahrzeugs, worin sein Portemonaie gesichert wurde
Bereits in der Vergangenheit waren bei solchen OSD-Kontrollen Handys, Bargeld und Wertgegenstände von Obdachlosen sichergestellt worden, so fiftyfifty. Zwar erhielten Eigentümer dafür eine Quittung, aber die Wiederbeschaffung auf dem Amtsweg war jedes Mal unendlich mühsam. Erst im vergangenen Herbst waren einige Handys einkassiert worden, die nur durch Intervention der Öffentlichkeit wieder bei ihren Besitzern landeten. Daher war Ongaro alarmiert, als das OSD-Team sich nun anschickte, die 600 Euro Bargeld zu nehmen. Er stellte sich als Streetworker vor und forderte das Team auf, das Geld zurückzugeben.
Die Eskalation
Ongaro schilderte gegenüber report-D, dass im Rahmen des Dialogs die Situation eskaliert sei. Plötzlich habe die Frau des OSD-Team Ongaro zweimal den Ellenbogen in die Seite gerammt. Aufgrund dessen, dass es laut wurde und auf Bitten von Ongaro wurde die Polizei hinzu gerufen.
Wie report-D vom Ordnungsamt auf Nachfrage erfuhr, stellte die OSD-Mitarbeiterin im Bericht die Situation so dar, dass der Streetworker sie angegriffen und verletzt habe. Sie habe ihren Dienst krankheitsbedingt nicht fortsetzen können und nun soll Strafanzeige gegen Ongaro gestellt werden, so der OSD.
In der Niederschrift über eine Sicherheitsleistung, die Lucazs L. ausgehändigt wurde, bescheinigen die OSD'ler den Betrag von 43,50 Euro bar erhalten zu haben. 15 Euro Verwarngeld und 18,50 Sicherheitsleistung wären aber ein Betrag von 33,50 gewesen. Wofür die zehn Extra-Euros sein sollten, wurde nicht dokumentiert.
Laut fiftyfifty steht der Vorfall in einer Reihe ähnlich harten Vorgehens des OSD gegen Wohnungslose in der jüngeren Zeit.
Kommentar: Über die Kunst der Kommunikation und die Qualifaktion von Mitarbeitern
Wer beim Ordnungsamt arbeitet, ist sicherlich bei vielen Menschen nicht beliebt, denn die Mitarbeiter sind dafür da, den Bürger ihr Fehlverhalten aufzuzeigen und oft dafür auch noch Geld zu verlangen. Die Ertappten reagieren darauf unterschiedlich, die einen einsichtig, die anderen verärgert. Die Kunst sollte es sein, die Menschen zur Einsicht zu bringen, denn Regeln müssen zum Wohl aller befolgt werden.
Wenn nun eine Bagatelle wie das Radfahren in einer Fußgängerzone dermaßen aus dem Ruder läuft, sollte geschultes Personal in der Lage sein, deeskalierend zu wirken. Obdachlose sind sicherlich besonders empfindlich im Zusammentreffen mit dem OSD, was meist an schlechten Erfahrungen liegt. Doch warum muss ein Wohnungsloser sich rechtfertigen, Bargeld oder ein Handy zu besitzen? Warum kann ihm ein Bußgeldbescheid nicht an seine Postadresse bei fiftyfifty geschickt werden? Der OSD ist dafür zuständig, die Einhaltung von Regeln zu überwachen. Aber darf man als Düsseldorfer dabei von OSD auch ein gewisses Augenmaß und ordentliches Verhalten erwarten? Wir finden schon und dass die Aussage einer Mitarbeiterin im krassen Gegensatz zu der des Streetworkers steht, zeigt, wie dreist die Mitarbeiter sich ihre Wahrheit zu formulieren scheinen. Oliver Ongaro ist seit Jahren als Streetworker aktiv und ist als kompetenter Mensch allseits geschätzt. Nun muss anscheinend ein Gericht überprüfen, welche Wahrheit die richtige ist – alles für eine Bagatelle von 15 Euro Verwarngeld.
Ute Neubauer | Fotos: fiftyfifty |
09.11.2017 | 21:44:54 Uhr