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In der Corona-Krise haben viele Menschen Angst, sich Obdachlosen zu nähern. Doch das Virus darf nicht stärker sein als unsere Nächstenliebe. (Foto: Hubert Ostendorf)

Corona meiden: JA. Obdachlose meiden: NEIN.

In der Corona-Krise hat die Bundesregierung nahezu unbegrenzte Unterstützung der Wirtschaft etwa durch Geldzuwendungen der Kreditanstalt für Wiederaufbau beschlossen. Gleichzeitig kommen die Hilfen für wohnungslose Menschen quasi zum Erliegen. Suppenküchen, Tafeln, Beratungsangebote – nahezu alles wird dicht gemacht. Die Ärmsten der Armen sind somit doppelt negativ betroffen: Sie haben keine Möglichkeit mehr, Geld zu erhalten und Einrichtungen mit kostenlosen Angeboten sind geschlossen. Die Menschen sind verzweifelt. fiftyfifty wird die Ausgabe der Straßenzeitung weiterhin sicherstellen. Unsere Beratung bleibt geöffnet, aber es werden derzeit zum Schutz der Hilfesuchenden und Mitarbeiter*innen stets nur Einzelpersonen eingelassen. Die tiermedizinische Hilfe Underdog und der alternative Stadtrundgang strassenleben.org werden bis auf Weiteres eingestellt.

f i f t y f i f t y   f o r d e r t:

Unterstützung Obdachloser mit Lebensmitteln

Obdachlose können kaum noch Zeitungen verkaufen oder betteln. Die Tafeln sind geschlossen, ebenso die meisten Armenküchen.

Zelte für Obdachlose und keine Vertreibungen

Das Infektionsrisiko in Notunterkünften ist groß. Wenn nur ein einziger Corona-Fall auftritt, müssen alle dort in Quarantäne und dann auch dort versorgt werde - mit Essen, Trinken, ggf. medizinischer Betreuung und Substitution bei Drogen- oder Alkoholabhängigkeit. Deshalb müssen Maßnahmen zur Vereinzelung getroffen werden. Obdachlose, die dies wollen, müssen mit Zelten und Schlafsäcken ausgestattet werden und Schlafstätten im öffentlichen Raum müssen geduldet werden.

Medizinische Hilfe auch für Nicht-Versicherte

Viele Obdachlose kommen aus dem EU-Ausland und sind nicht krankenversichert. Ihnen muss unser Gesundheitssystem ungehindert offenstehen, auch, um Infektionswege zu unterbinden.

Systemrelevanz für Obdachlosen-Organisationen

Im Falle von Ausgangssperren müssen Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe als systemrelevant gelten, so, wie etwa auch die Feuerwehr oder Krankenhäuser, damit die Versorgung der Schwächsten unserer Gesellschaft nicht völlig zusammen bricht. Zur Systemrelevanz gehört etwa, dass es Ausnahmen gibt von Ausgangssperren und Fahrverboten. Derzeit gelten Organisationen wie fiftyfifty nicht als systemrelevant.

 

f i f t y f i f t y   b i t t e t:

Haltbare Lebensmittel

Bitte abgeben in unserer Sozialberatung, Höhenstr. 51 Düsseldorf Nähe HBF montags bis donnerstags von 9 – 12 Uhr und in unserer Galerie, Jägerstr. 15, Düsseldorf, montags bis samstags 14 – 17 Uhr. Wir verteilen die Lebensmittel mit unserem GuteNachtBus zusammen mit der franziskanischen Initiative vision:teilen an besonders Bedürftige.

Zelt- und Schlafsackspenden

Wir fördern Maßnahmen zur Vereinzelung, um Infektionswege einzudämmen. Wohnungslose, die dies wollen, sollen mit Zelten und Schlafsäcken ausgestattet werden.

Geldspenden

Weil Obdachlose kaum noch Zeitungen verkaufen und auch sonst kaum noch Geld erhalten, geraten sie immer mehr in Not. Weil gleichzeitig Tafeln und Suppenküchen geschlossen sind, brauchen sie im Einzelfall finanzielle Unterstützung. Bitte spenden Sie dafür auf unser Konto von asphalt e.V./fiftyfifty, Postbank Essen, DE35 3601 0043 0539 6614 31

Danke. Wenn die Not am größten ist, müssen auch Nächstenliebe und Solidarität wachsen.

fiftyfifty. Denn jeder Mensch braucht ein Zuhause.

https://www.t-online.de/region/duesseldorf/news/id_87574602/coronavirus-in-deutschland-obdachlose-trifft-die-krise-besonders-hart.html

https://www.wz.de/nrw/kreis-mettmann/ratingen/maria-steht-immer-vor-einem-drogeriegeschaeft-in-der-innenstadt-und-verkauft-die-obdachlosenzeitschrift-fiftyfifty--von-tag-zu-tag-wird-das-aber-schwieriger_aid-49653851

https://www.wz.de/nrw/duesseldorf/duesseldorf-obdachlose-sind-von-corona-besonders-betroffen_aid-49647609

https://www.lokalbuero.com/2020/03/16/hiiilfeeee/

Liebe Leserinnen und Leser, neulich in einer Bäckerei. Ich habe ein Brot gekauft. "Bitte geschnitten.” Ich sehe, wie die Verkäuferin bei der Kundin vor mir in der Schlange die Ware mit einer Plastiktüte über der rechten Hand aus der Auslage nimmt. Danach gibt sie das Wechselgeld heraus – ohne Plastiktüte. Mein Brot nimmt sie mit ungeschützten, münzenverseuchten Händen. Innerlich schlucke ich. Soll ich ein anderes verlangen? Nein, ich nehme es. Vielleicht ist es nicht rational, aber ich will die allgemeine Corona-Panik ein wenig von mir fernhalten. So war ich auch im Restaurant eines Möbelhauses zum Essen – es war gespenstisch leer.

Straßenzeitungen aus aller Welt kommunizieren mittlerweile täglich, dass der Verkauf der Magazine quasi zum Erliegen gekommen ist. Und fiftyfifty-Verkäufer*innen klagen, dass sie die Angst der Menschen, die an ihnen vorbeigehen, geradezu drastisch spüren. “Als ob wir besonders verseucht wären”, klagt etwa Helmut. Dabei gehe es nicht nur um das Geld, das nun fehle, sagt er. “Auch die Kontaktsperre schmerzt.” Und Sandra weiß aus Erfahrung: “Jede schwere Krise trifft die sowieso Benachteiligten immer besonders schwer.” Sandra ist, wie so viele Obdachlose, auf die Einnahmen aus dem Verkauf der Zeitung angewiesen ist. Und Michaela findet, dass gerade jene, die schon immer unter Ausgrenzung leiden, nun noch mehr gemieden werden. “Wie im Mittelalter die Pestkranken”, bedauert sie. “Hallo”, ruft sie einer Passantin nach, die einen großen Bogen um sie macht, “wir sind doch auch Menschen”. Recht hat sie, oder?

Vielleicht ist es in diesen für viele so schweren Corona-Zeiten verständlich, dass der Schutz der eigenen Gesundheit an erster Stelle steht. Ja, und sicher müssen wir uns auch nicht unnötig die Hände schütteln. Aber eine freundliche Geste, ein nettes Wort und auch der Erwerb unserer fiftyfifty sollten doch bitte immer noch selbstverständlich sein. So, wie wir unser täglich Brot kaufen, sollten wir auch ein Straßenmagazin nehmen und einem Obdachlosen, der sich von aller Welt verlassen wähnt, das Gefühl geben, nicht ganz allein zu sein. Ja, Münzen sind Keimträger. Und Druckerzeugnisse vielleicht auch. Aber Panik darf nicht Nächstenliebe und Solidarität verhindern.

Ich danke Ihnen, wenn Sie trotz Corona unsere Zeitung kaufen. Bleiben Sie bitte gesund.

Hubert Ostendorf

https://www.nrz.de/staedte/duesseldorf/duesseldorf-stellt-mehr-notunterkuenfte-fuer-obdachlose-bereit-id228725443.html

https://www.antenneduesseldorf.de/artikel/obdachlose-schlafen-vermehrt-draussen-538126.html

https://www.express.de/duesseldorf/duesseldorfer-kaufen-keine-zeitung-mehr-fiftyfifty-verkaeufer-in-der-corona-falle-36414540

https://rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/coronavirus-duesseldorf-neue-massnahmen-in-nrw-landeshauptstadt_aid-49562445