Wir trauern um Horst und Rudolf
Innerhalb weniger Tage erfrieren zwei Obdachlose auf Düsseldorfs Straßen
Horst und Rudolf waren beide über 60 Jahre alt. Sie waren obdachlos, haben draußen geschlafen, an einsamen Plätzen. Horst wurde zufällig am Rhein im Rosengarten in der Nähe der Tonhalle von einem Arzt gefunden. Dieser verständigte sofort den Rettungsdienst, die Sanitäter stellten bei Horst eine Körpertemperatur von 27 Grad fest, später ist er im Krankenhaus gestorben. Auch Rudolf war einsam, er hat allein an der Witzelstraße geschlafen. Eine Anwohnerin hat einen Streetworker der Wohnungslosenhilfe informiert, der umgehend zur Platte gefahren ist. Auch Rudolf war stark unterkühlt, mit einer Körpertemperatur von unter 30 Grad. Und auch Rudolf hat es leider nicht geschafft, auch er ist im Krankenhaus gestorben.
Wir sind schockiert und traurig, dass Menschen in einem so reichen Land wie unserem auf der Straße sterben. Hilfsorganisationen informieren unermüdlich, dass bereits bei Temperaturen unter 10 Grad Lebensgefahr besteht, wenn man draußen schläft - und nicht erst bei Wintereinbruch, Schnee und Eis. Die Temperaturen waren in der letzten Woche nicht unter null Grad, aber es war nass und kalt. Und obwohl Menschen zweimal richtig gehandelt haben und den Krankenwagen gerufen haben, sind doch zwei Menschen gestorben. Uns machen diese Tode auch deshalb so fassungslos, weil sie vermeidbar gewesen wären. Es ist unsere gesellschaftliche Verpflichtung, uns zu hinterfragen, wie es dazu kommen konnte, und insbesondere, wie wir Erfrierungen grundsätzlich verhindern können.
Die Stadt Düsseldorf hat insbesondere zu Beginn der Pandemie Vieles ermöglicht, um obdachlose Menschen zu schützen. Gleichzeitig ist es unsere gemeinsame Aufgabe, Angebote für obdachlose Menschen passgenau zu gestalten, zu verbessern oder auszuweiten. Hilfreich wäre zum Beispiel ein Tagesaufenthalt in Notschlafstellen und die Unterbringung in Einzelzimmern, sodass die Akzeptanz gegenüber Notschlafstellen steigt. Die Vorbehalte obdachloser Menschen gegenüber Notschlafstellen bestehen auch deshalb, weil manche sich dort unwohl fühlen oder bspw. Diebstähle fürchten. Auch der legale Aufenthalt für wohnungslose Menschen in der Nacht in U-Bahnhöfen und dem Hauptbahnhof könnten Leben retten.
Wir appellieren an alle Menschen in dieser Stadt: Achten Sie auf obdachlose Menschen, sprechen Sie sie an und wählen Sie im Zweifel die 112!