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Das Geld ist alle

Die Preissteigerung bei Grundnahrungsmitteln beträgt 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, die Tafeln nehmen oftmals keine neuen Bedürftigen auf, das 9-Euro-Ticket wird nicht weitergeführt, die Strompreise steigen, die Energiekosten drohen zu explodieren…

Für Hartz IV-Bezieher:innen, Minijober:innen, Menschen mit geringem Einkommen, einer kleinen Rente oder die im Niedriglohnsektor arbeiten, wird es finanziell immer enger. Inzwischen fährt ein Finanzminister Porsche, Ölkonzerne haben sich am Tankrabatt bereichert, die Ampelkoalition ist nicht in der Lage, dauerhaft ein staatliches Sozialprogramm auf den Weg zu bringen. Es wird weiterhin mit Lebensmitteln spekuliert. Und auch die Mietpreisproblematik ist nicht gelöst. Der freie Markt konnte schon in der Phase niedriger Zinsen und des Immobilienbooms nicht genügend bezahlbaren Wohnraum schaffen. Jetzt, wo die Zinsen angesichts der Inflation steigen und der Boom zu Ende geht, rückt eine Lösung des fehlenden bezahlbaren Wohnraumes in noch weitere Ferne. Stattdessen haben sich in Zeiten des Booms viele eine goldene Nase verdient.

Viele Menschen sehen mit Sorge in die Zukunft. Wird der deutsche Staat für seine Bürger:innen da sein können und das Ruder noch einmal herumreißen? Bei vielen armen Menschen ist die Tasche leer und die Schnauze voll, weil gesamt gesellschaftlich erarbeiteter Wohlstand immer ungleicher verteilt wird.

fiftyfifty engagiert sich seit Jahrzehnten für die Ärmsten der Armen in Düsseldorf. Wir haben den Protest auf die Straßen getragen, weil wir als private Initiative bei dem Ausmaß der Verarmung, das zunehmende staatliche Versagen nicht auffangen können. Die bevorstehenden Aufgaben und die zu erwartende Verarmung großer Teile der Gesellschaft wird so immens sein, dass private Initiativen dagegen nicht mehr ankommen werden.

 

fiftyfifty-Demo fordert sozialere Krisenpolitik

Armutsbetroffene Düsseldorfer liefen für höhere Sozialleistungen und einen Erhalt des Neun-Euro-Tickets
usplatz und lief über den Hauptbahnhof eine Schleife durch die Innenstadt. OSTENDORF FIFTYFIFTY

Sebastian Besau, NRZ/WAZ


Zum ersten Mal in der Geschichte der Organisation hat Fiftyfifty am Donnerstagnachmittag eine Demo organisiert. „Das Geld ist alle“, so das Motto, das auch schon über den Aktionen in den vergangenen Wochen stand. Zentrale Forderungen: „Höhere Sozialleistungen, ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket und eine gerechte Umverteilung.“ Sprecher Oliver Ongaro erklärt: „Die, die bei Fiftyfifty angebunden sind, sind die ersten, die Sorgen haben, dass das Geld nicht mehr reicht.“ Viele von ihnen nahmen an der Demonstration Teil. Dazu kamen Unterstützer aus der Stadtgesellschaft.

Auch Sozialwissenschaftler Christoph Gille, Professor an der Hochschule, war dabei und sprach auf der Startkundgebung: „Es gibt eine große Stigmatisierung von Armut. Dass von Armut betroffene selbst ihre Stimme erheben, sichtbar werden, und ihre Geschichte erzählen, das ist wichtig – und selten.“ Dabei müsse man sich vor Augen führe, dass es um 20 Prozent unserer Gesellschaft gehe. Gille forscht zu den sozialen Auswirkungen von Armut. „Wir haben wissenschaftlich klare Befunde die zeigen, dass die Inflation Leute mit kleinen Einkommen besonders schwer belastet.“ Etwa beim Kauf von Lebensmitteln. Entlastung müsse sozialpolitisch hier ansetzen. Allerdings: Steuerpolitische Maßnahmen reichten nicht, so Gille. „Auch die Regelsätze der Grundsicherung müssen dringend erhöht werden.“

Die Demo sollte die Probleme sichtbar machen – und politisch Druck aufbauen, damit etwas dagegen getan wird, erklärt Ongaro. Am Montagabend, 19.30 Uhr, organisiert Fiftyfifty dazu auch eine Veranstaltung im Zakk. Eingeladen ist eine große Breite von Wohlfahrtsverbänden und sozialen Initiativen.