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Ab in die Küche: Die Metro unterstützt ehemalige Obdachlose beim Einstieg ins Arbeitsleben - Straßenmagazin - Magazin - fiftyfifty
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Gute Stimmung während des 4-wöchigen "Gastro-Trainings" in der Metro-Testküche. Hier wurden ff-Verkäufer*innen für eine potenzielle künftige Arbeit im Gastgewerbesektor erfolgreich vorbereitet. Foto: Oliver Ongaro

Ab in die Küche: Die Metro unterstützt ehemalige Obdachlose beim Einstieg ins Arbeitsleben

Der Mann reicht mir mein Essen über die Theke und lächelt. Es ist ein Teller Grünkohl mit Mettwurst. Es riecht gut. Ich stehe in der Betriebskantine der Metro AG in Düsseldorf. Bis zu 900 Angestellte essen hier jeden Mittag, dementsprechend voll und geschäftig geht es zu. Der Mann, der mir und Hunderten von anderen an diesem Tag sein Essen überreicht, heißt Rüdiger. Es ist schön, ihn heute hier zu sehen, in dieser hellen Kantine, mit den vielen Gästen.
Während er mir meinen Teller reicht, schießen mir andere Bilder durch den Kopf.

Winter 2017, Rüdiger sitzt auf einer abgewetzten Decke unter einem Vordach am Düsseldorfer Rathausplatz. Er hat einen Schlafsack über seine Schultern geworfen. Zu seinen Füßen liegt seine treue Hündin Shakira. In der Hand hält er eine Wodkaflasche. Es ist unter null Grad. Rüdiger friert, man merkt, wie die Kälte längst von ihm Besitz ergriffen hat. Er sieht elendig aus. In eine Notschlafstelle will er trotz der eisigen Temperaturen nicht gehen, weil man damals dort noch nicht mit Hund übernachten durfte. Meine Kollegin und ich stehen vor seinem Schlafplatz und haben Sorge, dass er den Winter nicht überleben wird. Damals hatte fiftyfifty die ersten Wohnungen im Rahmen des Housing-First-Projekts gekauft. Wir entschließen uns noch vor Ort, ihm ein Zimmer zu geben. fiftyfifty hatte ein Haus im Stadtteil Gerresheim gekauft, um dort die ersten Wohnungen einzurichten. Oben unter dem Dach waren noch zwei Zimmer mit kleinem Bad frei.

Heute steht Rüdiger hier, weil er Teil des Projekts „Housing first meets Gastro“ von Corporate Responsibility & Public Policy der Metro AG, Housing First Düsseldorf und dem Straßenmagazin fiftyfifty ist. Während eines rund 4-wöchigen „Gastro-Trainings“ in der Testküche der Metro AG werden die Teilnehmenden auf eine potenzielle künftige Arbeit im Gastgewerbesektor vorbereitet und können hier ihre Bereitschaft, Belastbarkeit, aber auch psychische Stabilität für die Arbeit in einem Restaurant unter Beweis stellen. Ein besonderes Highlight ist die zusätzliche Trainingsphase in der Kantine am One Metro Campus in Düsseldorf. Dort sind die Teilnehmenden sowohl in der Küche als auch bei der Essensausgabe im Einsatz. Ziel ist, dass die Menschen die Grundfertigkeiten der Arbeit dort lernen. Dazu gehören Schneiden, Braten und Anrichten. Außerdem lernen sie, wie Gerichte vernünftig warm gehalten werden und welche Hygienevorschriften sie beachten müssen. Nach dem „Gastro-Training“ werden die Teilnehmenden zur weiteren Hospitation in Restaurants vermittelt. Die ersten Vermittlungen haben bereits erfolgreich stattgefunden.

Neben Rüdiger steht Christin. Sie saß vor mehreren Jahren zusammengesunken vor unserer Beratungsstelle und weinte. Sie hatte die Räumungsklage bekommen und wusste mit ihrer Tochter nicht wo sie bleiben sollte. Auch sie hat eine Wohnung von fiftyfifty bekommen und steht heute hinter der Theke.

Im Hintergrund sieht man noch ein strahlendes Gesicht. Dennis Nikolay, der für Housing First und fiftyfifty das Projekt leitet. Der ehemalige Fooddesigner hatte sich vor Monaten für ein Praktikum beim Straßenmagazin fiftyfifty gemeldet. Er müsse mal etwas Sinnstiftendes im Leben machen, meinte er lächelnd. Jetzt steht er seit mehreren Wochen mit den sechs Teilnehmer*innen in der Testküche der Metro, kreiert leckere Speisen und ist begeistert. Sein Traum ist, ein Foodtruck, eine kleines Restaurant oder einen Catering Service mit den ehemaligen Obdachlosen zu betreiben. Dennis hofft, dass sich andere Firmen dem Beispiel der Metro anschließen. Damit noch mehr Menschen, die gerne in die Arbeitswelt reinschnuppern wollen, eine Chance bekommen, dann aber in anderen Branchen, z. B. im Logistikbereich. Natürlich musste man und muss auch in Zukunft viel Überzeugungsarbeit leisten, dass wie bei den Wohnungen, ehemalige Obdachlose auch beim Arbeiten einfach mal eine Chance brauchen.

Vielleicht stehe ich demnächst noch an anderen Orten in der Stadt und lasse mir das Essen von ehemaligen Obdachlosen zubereiten und über die Theke reichen. Dann staune ich weitere Male über den Werdegang von Menschen, die in ziemlich elendigen Zuständen gelebt haben.

Oliver Ongaro, fiftyfifty Sozialarbeiter