Zwischenruf: Nefertiti, Mutter aller Probleme
Es geht voran mit den Abschiebungen und push backs aus Deutschland und ganz Europa. Eine parteienübergreifende Front des gesunden Volksempfindens, in der es kein Halten und keine Brandmauern gibt, schafft Tatsachen. „Die Mutter aller Probleme“, von der schon Horst Seehofer albträumte, die Migration, soll endgültig in den Polizeigriff genommen werden. Jedenfalls die „irreguläre Migration“, wobei mit jedem weiteren Grenzzaun, jedem Frontex-Einsatz und jeder weiteren Amputation des Asylrechts Migration ohnehin immer mehr ins Irreguläre gerät.
So weit, so schlimm. Doch wir müssen an dieser Stelle auch mal fragen: Wo bleibt die Konsequenz, Herr Scholz, Herr Merz, Frau Weidel? Warum dulden sie so viele Ausnahmefälle? Mitten in Berlin hält sich seit Jahr und Tag eine Person aus Nordafrika auf, geht keinerlei Tätigkeit nach, und das in aller Öffentlichkeit. Abschiebehindernisse liegen nicht vor. Das Herkunftsland kann als sicher gelten, zudem sind die dortigen staatlichen Stellen kooperationsbereit, sie würden eine Remigration sogar hellauf begrüßen. Was also hält die Verantwortlichen davon ab, besagte Person in Ausreisegewahrsam nehmen und zeitnah rückführen zu lassen? Nicht mal ein Taschengeld als Starthilfe in Ägypten wäre nötig.
Ja, Ägypterin ist sie, und die Umstände ihrer Einreise nach Deutschland waren seinerzeit reichlich dubios, um nicht zu sagen „irregulär“. Nefertiti, wie sie Nahestehende nennen, wurde im Grunde nach Berlin entführt, damals, 1913. Ja, der Fall ist verdammt lang her, aber nach wie vor nicht ausgestanden. Nefertiti wurde erst mal zehn Jahre versteckt, so groß war das schlechte Gewissen der Verantwortlichen. Bis sie dann 1924 doch der Öffentlichkeit vorgestellt wurde: Nofretete, wie ihr bekannterer Name lautet. Dr. Zahi Hawass, Archäologe und langjähriger Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung, hat kürzlich in Deutschland eine online-Petition gestartet, in der er einen ernsthaften Dialog um die Rückkehr der Hauptgemahlin des Pharao Echnaton aus dem 14. vorchristlichen Jahrhundert anmahnt.
Abschieber*innen aller Ministerialebenen, Parteigremien, Dienstgrade, Hinterzimmer, geben Sie sich einen Ruck! Prüfen Sie ergebnisoffen die Abschiebung von Frau Nofretete! Fragen Sie nicht in mokantem Ton, „ob Afrika nicht drängendere Probleme habe“. Das hat vor einigen Jahren schon der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz getan – und sich blamiert. Und bedenken Sie auch: An die 600 Benin-Bonzen, pardon Bronzen, haben Sie in jüngster Zeit doch erfolgreich nach Nigeria verfrachtet. Geht doch!