Kunstverkauf für Wohnungslose
Im Februar erschien ein Bild von Gerhard Richter in der Rheinischen Post. Jetzt hat der Künstler "20280" gespendet. Die Galerie fiftyfifty verkauft das Kunstwerk aus der Zeitung in geringer Auflage gerahmt und signiert für wohltätige Zwecke.
Als Bruder Matthäus das Magazin über Gerhard Richter las, das im Februar in der Rheinischen Post erschien, kam ihm vieles bekannt vor. Sogar den Hund auf dem Richter-Familienfoto von Thomas Struth erkannte er, schließlich war der Schirmherr von fiftyfifty und Richter-Bewunderer vor einiger Zeit im Atelier des Künstlers zu Gast gewesen. Besonders gut gefiel Matthäus das Kunstwerk "20280", das Richter exklusiv für das Magazin erstellt hatte. Das Bild, das aus vielen schwarzweißen Quadraten besteht, die zufällig angeordnet sind, war in der Zeitung auf einer Doppelseite groß abgedruckt.
Matthäus hängte sich das Bild über sein Krankenbett. Wegen einer langwierigen Unfallverletzung am Arm lag er im Krankenhaus. In dieser frustrierenden Zeit entwickelte er eine Idee, wie sich das Werk für einen wohltätigen Zweck nutzen lässt. Nun ist sie umgesetzt: Die Galerie fiftyfifty verkauft in dieser Woche Drucke des Richter-Kunstwerks aus der Rheinischen Post, gerahmt und vom Künstler signiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass die wohltätige Galerie an der Jägerstraße einen bekannten Künstler für eine Spende gewinnen konnte.
Andreas Gursky, Georg Baselitz, Günther Uecker und viele andere gaben Werke zum Verkauf. Jörg Immendorff malte für fiftyfifty einen "Oskar für Obdachlose", ein Gemälde über Wohnungslosigkeit und -hilfe, in dem sich das Anliegen des Projekts widerspiegelt. Auch Gerhard Richter überließ fiftyfifty bereits im vorigen Jahr einige Werke.
Das Richter-Bild wird mit einer Auflage von 15 Exemplaren verkauft - weil fiftyfifty in diesem Jahr 15 Jahre alt geworden ist. Der Preis pro Stück beträgt in Absprache mit dem Atelier Richter 4000 Euro. Am Donnerstag waren bereits 13 Exemplare vorbestellt. Für den Verkauf werden die Drucke auf dem empfindlichen Zeitungspapier edel gerahmt. Das Papier wird mit einer speziellen Spiegelglanzfolie kaschiert, UV-filterndes Plexiglas verhindert, dass es vergilbt. Die Rahmung übernimmt Foto Grieger. Der Galerie entstehen durch die aufwändige Rahmung keine Kosten: Der scheidende Geschäftsführer von Grieger, Dieter Jung, spendet die Arbeit als "Abschiedsgeschenk". Gerhard Richter hat auf den Bildern mit einem schwarzem Filzstift groß und sichtbar unterschrieben.
Verkäufe wie dieser bringen der Galerie viel Geld. Sie haben auch dazu geführt, dass wohlhabende Kunstfreunde Kontakt mit der Wohnungslosenhilfe aufgenommen haben. "Es gibt Ärzte und Notare, die bei uns etwas gekauft haben und uns nun weiterhelfen, wenn wir kompetente Hilfe brauchen", sagt Geschäftsführer Hubert Ostendorf.
Was mit den Einnahmen aus dem Richter-Bild geschehen soll, ist schon klar. "Das Geld ist der Startschuss für ein neues Bauprojekt", sagt Ostendorf. Am Rather Broich will fiftyfifty in sanierten Häusern Räume für betreutes Wohnen für Obdachlose schaffen. Die Galerie hofft, dieses Jahr noch mehr hochwertige Kunstwerke verkaufen zu können. Ostendorf spricht von aussichtsreichen Gesprächen mit namhaften Künstlern.
Von Arne Lieb