So habe ich die Stadt noch nie gesehen
Es ist mit Sicherheit die Kälte, die mir Angst machen würde", sagt Michael "Breiti" Breitkopf, Gitarrist der ,,Toten Hosen". Mit den Händen in der Jacke und dicker Fortuna-Mütze läuft er mit dem Rest einer fünfzehnköpfigen Gruppe Jimmy (48) und Markus (42) hinterher. Auf der Eisenstraße hinterm Bahnhof machen sie Halt. Jimmy und Markus kennen die Gegend:,,Hier befindet sich eines der Wohnheime für Obdachlose."
Jimmy und Markus sind Stadtführer. Aber keine für die üblichen Touren über die Kö, durch den Medienhafen. Sie führen den alternativen Rundgang ,,Sraßenleben" des Obdachlosmagazins - ,,fiftyfifty". Weil sie selbst lange zu denjenigen gehörten, für die Düsseldorfs Straßen das Zuhause waren. Die Brücken über die sie gehen, waren ihr Dach,Parkhäuser warme Oasen der kalten Nacht. ,,Wir leben in einer Parallelgesellschaft" sagt Jimmy.
Für "Breiti", den erfolgsgewöhnten Musiker der wichtigsten deutschen Musiker der wichtigsten deutschen Rockband, sind sie Nachbarn" ,,Sie sind unsere Nachbarn, weil sie hier auch leben. Nur hegen wir immer sehr viele Vorurteile gegen sie und die kann man am besten beseitigen, in dem man sich kennenlernen!" Mit seiner Frau Carmen (55) folgte er deshalb Jimmy und Markus. Hört zu, warum manchmal ein Euro für Obdachlose wichtig ist - egal, wofür sie ihn benutzen. Erfährt, warum welcher Ort für Obdachlose wichtig ist.
,,So habe ich die Stadt noch nie gesehen", sagte Breiti, als sich die Gruppe dem Mintropplatz nähert. ,,Hier holen sich die Heroinsüchtigen ihr Methadon ab", weiß Markus.
Er verlor seine Wohnung durch Schulden, lebte viereinhalb Jahre auf der Straße, bis er 2013 mit Jimmy Stadtführer wurde. Jimmy, er lief als kleines Kind von Zuhause weg, hat nach 10 Jahren auf der Straße sogar eine eigene Wohnung. ,,Ich rufe mir hier gerade Dinge in den Kopf, über die ich sonst nie nachdenken würde. Es ist sehr mutig, dass uns die beiden so persönlich in ihr Leben lassen. Das berührt und beschäftigt mich.", sagt Breiti. Genau das erhofft sich Jimmy von den Führungen. ,,Die Leute sollen uns einfach kennenlernen", damit noch mehr Menschen sehen, dass Düsseldorf mehr ist als die Kö-Glitzerwelt.
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