Eine andere Sicht auf wohnungslose Menschen
"Repicturing Homeless" heißt die Kampagne, in der die Wohnungslosen einige der beliebtesten Motive von Getty Images nachstellen. Die perfekt gestylten Obdachlosen posieren für den Bilderdienst beispielsweise als Geschäftsleute, Köche und Barkeeper. Und tatsächlich: Dank Make-up und entsprechender Kleidung ist kaum noch ein Unterschied zu den "normalen" Stockfoto-Models zu erkennen.
Aber dieser Wow-Effekt ist natürlich nicht alles: Getty Images wirbt bei seinen Kunden dafür, die "Repicturing Homeless"-Kollektion tatsächlich zu lizensieren. Der Erlös daraus geht an "Fiftyfifty" und kommt Obdachlosen vor Ort zu Gute. Dazu sagte Paul Foster, Senior Director Creative Content bei Getty Images: "Wir wissen, wie sehr Bilder zur Schaffung, aber auch zum Abbau von Stereotypen beitragen können und sehen diese Zusammenarbeit als Chance, die derzeitige Wahrnehmung zu hinterfragen und das Bewusstsein für Obdachlose zu stärken."Letztlich handelt es sich um eine Spendenaktion. Für Havas ist es jedoch ein Social-Projekt, in dem viel Herzblut steckt. Darren Richardson, CCO von Havas in Düsseldorf, erklärt: "Anstatt klischee-übliche Bilder der Verzweiflung und Armut von Obdachlosen zu zeigen, versuchen wir mit unserer Kampagne, Menschen zu überraschen und zum Nachdenken zu animieren."
Für Obdachlose wie den 56-jährigen Karl-Heinz Josef Hense, der seit 20 Jahren auf der Straße lebt, war das Fotoshooting ein echter Job, der ihm für seine Verhältnisse ein ordentliches Zubrot eingebracht hat. Ob das reicht, ihn wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ist sicherlich fraglich. Dennoch hat es auch seine eigene Wahrnehmung auf sich selbst verändert: "Ich fühle mich wie ein neuer Mensch. Die Teilnahme hat mir wirklich Spaß gemacht. Wirklich."
Wer die Fotos von Hense oder anderen Teilnehmern lizensieren will, findet hier die komplette Kollektion. (Achtung, lange Ladezeit, bitte Geduld. Es lohnt sich.) Mehr Infos zu den Protagonisten gibt es unter repicturinghomeless.com. (horizont.net)