"Farbfieber" zeigt Wandbilder in Buch
Die Gruppe "Farbfieber" um Klaus klinger zeigt in einem Fotoband viele Malereien auf Fassaden. Sie sucht weitere Wände zum Bemalen.
Die bunten Häuser der Kiefernstraße kennt fast jeder Düsseldorfer, auch den nachdenklichen Affen am Wehrhahn oder den bemalten Bunker an der Aachener Straße. Mehr als 70 solcher Wand-Kunstwerke gibt es in der Stadt. Ein Bildband gibt jetzt erstmals einen Überblick über diese besondere Kunstform im öffentlichen Raum, die seit Ende der 1970er Jahre ein fester Teil der Jugundkultur ist. Das Buch erzählt auch mehr über die Geschichte der Fassadenmaler in der Landeshauptstadt. In der Galerie Fifty-Fifty wurde es gestern Abend vorgestellt. Erstellt hat das Buch der Verein "Farbfieber", in dem sich seit 1987 Künstler versammeln, die Wände verzieren - nachdem die Eigentümer zugestimmt haben. Oft wollen sie damit schmuddelige Ecken verschönern, wie zuletzt zum Beispiel die Unterführung an der Mintropstraße. Treibende Kraft hinter dem Verein ist der Kunstakademie-Schüler Klaus Klinger, von dem viele der bekanntesten Bilder der Stadt stammen. Er hat auch federführend das Buch erarbeitet. Wie es noch einmal vor Augen führt, verbinden die Mitglieder von "Farbfieber" ihre Bilder immer mit einem gesellschaftlichen Anspruch. So stehen zum Beispiel die "Zeitreisenden" auf dem Bunker Aachener Straße als Symbol für das zerbrechliche Zusammenleben verschiedener Kulturen. Das große Auge und das große Ohr am Hellweb, die auch zu den Klassikern gehören, entstanden 1979/80 als Sinnbild für den drohenden Ünberwachungsstaat. Ob das überhaupt viele Anwohner wissen? Diese beiden Bilder haben jedenfalls in Flingern viele Anhänger gefunden. Das zeigte sich, als das ursprüngliche Auge 1990 einer Sanierung zum Ofer viel. Nach Protesten der Anwohner wurde es wieder aufgemalt. 2010 malte Klaus Klinger dann die dritte Version der beiden Sinnesorgane-sie sind entsprechend um 30 Jahre gealtert. Klinger will den Bildband auch als Würdigung der Kunstform Wandbild verstanden wissen. Ihr Wert werde sich seiner Ansicht nach von Politik und Verwaltung immer noch zu wenig wahrgenommen- "Die Wandbilder sind ein Schatz, den die Stadt nicht kennt.", sagt Klinger. Er ärgert sich zum Beispiel, dass die Verwaltung mit ihrer Suche nach legalen Graffitiflächen nicht weiterkommt. Wie lebendig und vielfältig die weltweite Szene heute ist, will Farbfieber beim "40 Grad" Festival im September zeigen. Dann sollen Künstler aus aller Welt freie order vernachlässigte Flächen in Düsseldorf verschönern. Der Verein ist noch auf der Suche nach Sponsoren für das Festival-und nach Eigentümern, die gern ihr Gebäude bemalt haben möchten.