Wie alles anfing
In den ersten Wochen machte ich mich jeden Morgen um fünf Uhr auf in eine Notunterkunft, um Obdachlose zu motivieren, die neue Zeitung zu verkaufen. Ein schwerer Schritt für Menschen, die bemüht sind, ihre Armut zu verstecken. Nun sollten sie sich also mit der Zeitung in der Hand öffentlich als bedürftig outen? Schnell war klar: Sie brauchten Unterstützung. Aus der bürgerlichen Mitte. Wir organisierten einen Stand mit Ehrenamtlichen in der Düsseldorfer Altstadt – das bot den Verkäufern ein schützendes Umfeld.
Schnell hatte sich unter Obdachlosen herumgesprochen, dass das neue Blatt, ihr Blatt, funktionierte. Man konnte tatsächlich ein wenig Geld damit verdienen, die Idee ging auf, fiftyfifty wurde von den Obdachlosen und der Bevölkerung angenommen. Nach nur drei Wochen waren 23.000 Zeitungen verkauft und wir machten uns an die Produktion der zweiten Ausgabe – fiftyfifty sollte nun doch direkt vom Start weg monatlich erscheinen.
Mittlerweile sind über 10 Millionen Zeitungen verkauft – nicht mehr nur in Düsseldorf, sondern auch in vielen anderen Städten. Über 10 Millionen Mal wurde ein wenig Geld umverteilt. Und: Es gab über 10 Millionen Kontakte zwischen ausgegrenzten Menschen und anderen, denen es besser ging. Eine Welle der Solidarität entstand, bei der die Obdachlosen nicht mehr Almosenempfänger sind, sondern Dienstleister, Kummerkasten, Berater … Mitmenschen.
5.000 Obdachlose weniger
Bereits im ersten Erscheinungsjahr, 1995, hatte unsere Straßenzeitung fiftyfifty Monat für Monat eine stabile Auflage. 35- bis 40.000 verkaufte Hefte pro Monat – mit den Erlösen aus dem Verkauf konnten wir, anders als viele vergleichbare Projekte, alle Kosten decken: Büromiete, Personal, Telefon usw. Der Apparat war (und ist) schlank, sodass wir alle Spenden, die wir bekamen (und bekommen) in Hilfsprojekte für Obdachlose investieren konnten.
Viele Projekte haben wir für die Ordensgemeinschaft der Armen-Brüder des Heiligen Franziskus finanziert. Unser langjähriger Schirmherr, Bruder Matthäus Werner, hat mit seinen Mitarbeitern im Laufe der Jahre mit unserer Hilfe sieben Häuser für 200 Obdachlose gekauft und bedarfsgerecht umgebaut, die Obdachlosen werden nach 18 bis 24 Monaten betreuten Wohnens in Wohnungen des freien Marktes vermittelt. Auf diese Weise konnten etwa 5.000 Menschen von der Straße geholt werden – eine einmalige Hilfsbilanz für ein Straßenmagazin. Außerdem haben wir den Bau eines Heimes für chronisch kranke Obdachlose mit 50 Appartements bei der Ordensgemeinschaft wesentlich mitfinanziert und die Beschäftigungshilfe, mit der über 1.000 Obdachlose an Arbeit herangeführt wurden.
Zusammen mit der Diakonie haben wir das „Punker-Haus“ realisiert mit über 20 Appartements, vier Start-up-Wohnungen (vier weitere mit der Flüchtlingshilfe „Stay!“) sowie eine Mutter-Kind-Not-Wohnung.
Zusammen mit der franziskanischen Initiative „vision : teilen“ betreiben wir den Gute-Nacht-Bus für Obdachlose. Außerdem betreiben wir die Tier- und Wohnungslosenhilfe „Underdog“, bei der Straßen-Vierbeiner tiermedizinisch behandelt und auf diese Weise enge sozialarbeiterische Bande zu Herrchen oder Frauchen hergestellt werden. Hundetrainer-„Papst“ Martin Rütter lobt: „Respekt, ein guter Hilfsansatz“. Mit „east west“ haben wir uns auf die Nöte von Armutsmigranten aus Osteuropa eingestellt. Jede Woche kommen etwa 150 Menschen, zumeist Roma, aus Rumänien, Bulgarien, Tschechien und Polen in unsere von Dolmetschern unterstützte Sprechstunde. Durch „east west“ ist es gelungen, die meisten Familien in Wohnungen zu bringen und viele auch in Arbeit, alle Kinder einzuschulen und einen Beitrag zum sozialen Frieden zu leisten.
Immer wieder haben wir mit (zum Teil preisgekrönten) Werbekampagnen unsere soziale Arbeit öffentlich beworben.
Als Microsoft beinahe gegen eine fiftyfifty-Werbung prozessiert hat
fiftyfifty war erst zwei Jahre alt, da entstand schon die erste Plakat-Serie zu unserer Zeitung. 1997 legten die damals noch Studierenden Dörte Dosse und Daniel Stoffels den Grundstein zu einer ganzen Reihe von Werbe-Kampagnen, die uns schließlich in eine Pole Position im Bereich Social Marketing gebracht hat. Was auch an vielen Auszeichnungen auszumachen ist. Im Laufe der Jahre haben wir – um nur einige Beispiele zu nennen – den Red Dot gewonnen, den Sappi-Award (gleich zweimal mit je 50.000 Euro), den ersten Preis der Bank für Sozialwirtschaft (10.000 Euro) sowie den silbernen und bronzenen Nagel des Art-Director-Clubs. Und angefangen hat alles, wie gesagt, mit Dörte und Daniel. Ihre Idee: Schwarz-weiß-Fotos aus dem Leben Obdachloser mit dazu passenden, allgemein bekannten Werbeslogans. Zum Beispiel Menschen, die in Schlafsäcken unter einer Brücke schlafen; dazu der Spruch: „Morgens, halb zehn in Deutschland.“ Oder ein armer Mann, der Essen aus dem Müll holt; dazu: „Man gönnt sich ja sonst nichts“. Oder ein junger Mann, der glücklich seinen Hund in den Armen hält – „Heute ein König“. Wie genial war das denn? Wir bei fiftyfifty waren uns einig: Diese Kampagne muss auf die Straße. Aber wie? Werbung ist teuer. Allein die Miete für die Plakatwände würde über 30.000 (damals noch D-Mark) kosten. Und der Druck zusätzlich noch einmal 4.000. Doch Dörte und Daniel waren ehrgeizig. Sie telefonierten wie die Weltmeister, bis sie schließlich 300 Flächen und die Produktion kostenlos akquiriert hatten – eine Sensation. Auch die Medien waren begeistert und berichteten umfangreich. So war unsere Werbung in aller Munde. Kein Wunder, dass auch die Deutschland-Zentrale von Microsoft Wind von der Sache bekam. Dort war man verärgert über unser Plakat mit der armen, alten Frau, die, mit Plastiktüten voll bepackt, über das Pflaster schlurft – versehen mit dem damaligen Werbespruch des Software-Riesen „Where do you want to go today“. Microsoft verlangte, wie sollten die Plakate abnehmen oder überkleben, doch wir weigerten uns. Unser Rechtsanwalt in einem Schriftsatz: „Das ist durch die grundgesetzliche Freiheit der Kunst abgedeckt.“ Nach längerem Hin und Her gab Microsoft klein bei.
Im Laufe der Jahre bekamen wir immer wieder Angebote von Studierenden und namhaften Agenturen wie Mc Cann Erickson oder Jung von Matt, die spektakuläre Werbung für uns entwickelt haben. Erst im letzten Jahr ist es uns gelungen, einen Wettbewerb (Best of 18/1) zu kapern, bei dem wir (wieder einmal) 50.000 Euro für die Obdachlosenhilfe erhalten haben. Mit Unterstützung der Toten Hosen haben wir ein Online-Voting für das beste Plakat gewonnen. Auch ein Plakat mit einem eigens für fiftyfifty geschriebenen Gedicht des großen Lyrikers Robert Gernhardt (1927 – 2006) brachte viel Aufmerksamkeit. Für Literatur berühmter Schriftsteller in fiftyfifty.
fiftyfifty und die Literatur
„Ihr glaubt, ich sei ein Verlierer? / Ich weiß, ich bin ein Gewinner. / Die Vermutung liegt zumindest nah, / Der Gewinner sei immer der Spinner.“ So beginnt ein Gedicht, das der berühmte Robert Gernhardt (1937 – 2006), im Jahr 1999 exklusiv für fiftyfifty geschrieben hat. Michael Serrer, damals und bis heute Leiter des Literaturbüros NRW, kam auf die Idee, die Zeilen auf ein Plakat drucken und in ganz Düsseldorf an Litfaßsäulen kleben zu lassen. So wurde die Literatur für das Magazin der Obdachlosen zum Stadtgespräch. Auf Gernhardt, den Maler, Zeichner, Karikaturisten, Roman-Autor und Lyriker, folgten im selben Jahr weitere und in einer zweiten Serie 2008 erneut wichtige Schriftsteller. Zum Beispiel der seinerzeit aus der DDR Ausgewanderte Günter Kunert, der für unsere Zeitung dichtete: „Im Museum der Weltgeschichte / Spreizt sich der Plunder / Und bezeugt den Triumph / Der Hülle und / Deinen gesegneten Kniefall / Davor“. Bundesweite Aufmerksamkeit erhielt unsere „erlesene Sammlung“ (NRZ), nachdem sogar die Nobelpreisträger Elfriede Jelinek und Günter Grass je einen eigens für uns zur Verfügung gestellten Beitrag leisteten. Beim „‘Who is Who‘ der großen deutschen Literatur“ (WDR) gaben sich zudem ein Stelldichein: Niklas Stiller, Hanns Dieter Hüsch, Friederike Mayröcker, Gerhard Zwerenz, Martin Baltscheit sowie unsere Beirätin Ingrid Bachér (u. a.). Im Jahr 2011 erschien sogar ein komplettes Sonderheft mit Texten bekannter Autoren, darunter Wladimir Kaminer, Roger Willemsen, Axel Hacke und Martin Suter. Das Heft war ein großer Erfolg, verkaufte sich zehntausend Mal und spornte uns noch im selben Jahr zu einer weiteren Extra-Ausgabe an. Thema „Hund & Mensch in Poesie und Prosa“ – ein Benefiz-Beitrag für das fiftyfifty-Tier-Projekt „Underdog“, wie Michael Serrer es ausdrückte. Er war es auch, der die Texte von Klassikern wie Homer, Ernst Jandl, Theodor Fontane, Kurt Tucholsky, Konrad Lorenz und anderen zusammengestellt hat. Illustriert wurde der „Hundetitel“ (Die Welt) mit Abbildungen von gestifteten Kunstwerken, die zugunsten von Underdog in der fiftyfifty-Galerie in einer Ausstellung gezeigt und für die gute Sache verkauft wurden, darunter Arbeiten von Rosemarie Trockel, Imi Knoebel, Katharina Mayer, Klaus Klinger, Thomas Struth und Gerhard Richter. fiftyfifty und die Kunst – das ist eine Geschichte für sich.
Himmel über der Straße oder die Kunst zu helfen
Bereits im Gründungsjahr 1995 hat fiftyfifty eine Uhr und eine Grafik von Jörg Immendorff je 2.000 Mal verkauft. Immendorff war der Nestor unserer Benefiz-Galerie, die von Anfang an nicht nur dazu da war, Geld für die gute Sache zu verdienen, sondern auch, um einen gesellschaftlichen Diskurs über Armut anzustoßen. „Schluss mit der blindwütigen Karikativität“, tönte Immendorff seinerzeit lautstark. „Wenn Obdachlose sich über Lüftungsschächten wärmen müssen, dann ist knallhart der Staat gefragt.“ Kunst als Stein des Anstoßes. Immendorffs erste Uhr – eine zweite Edition gab es noch kurz vor seinem Tod – trug nicht umsonst den Titel: „Das ist mein Stein“. Auch ein Baustein, der geholfen hat, das erste von sieben Häusern für Obdachlose zu errichten. Noch sein letztes Werkes für fiftyfifty im Jahr 2005 war programmatisch für den politisch engagierten, zu dieser Zeit schon schwer von seiner Muskelkrankheit ALS gezeichneten Immendorff: ein kleiner Bronzeaffe, die Maurerkelle statt des sonst üblichen Pinsels in der linken Hand – Immendorff war Linkshänder und der Affe sein Alter Ego – mit dem Titel: „Ein Oscar für Obdachlose“. Immendorffs letzte Hommage für Menschen am Rande, Auflage 30, in weniger Tagen verkauft - bis auf ein letztes Exemplar, das seither in vielen Ausstellungen gezeigt wurde und wird. Zum Beispiel in „Himmel über der Straße“, eine hochkarätige fiftyfifty-Schau mit Werken, die die „Topografie von Obdachlosigkeit“ auslotet. Thomas Struth etwa hat dazu das Foto einer menschenleeren Straße von New York beigesteuert. Später fotografierte der Becher-Schüler zusammen mit 12 fiftyfifty-Verkäufern in der Düsseldorfer City; es entstand der mittlerweile berühmte Zyklus „Obdachlose fotografieren Passanten“ – ein Beitrag, der die soziale Wirklichkeit des Entstehungsjahres 2004 für die Ewigkeit konserviert. Denn die Fotos der Obdachlosen werden vermutlich noch in einigen Generationen in Museen gezeigt. So wie vermutlich auch die beiden von Rosemarie Trockel verfremdeten Jugendbilder unseres ehemaligen Schirmherrn Bruder Matthäus „Junger Mönch“ und „Copy Me“. Oder die „Bettlerhand“ von Katharina Fritsch. Oder drei Großfotos von Claudia Rogge: Himmel, Hölle und Fegefeuer“, auf denen Obdachlose nackt posieren. Apropos Claudia Rogge: Sie hat bereits im Jahr 2000 Obdachlose in einem Bau-Container öffentlich in einer Fußgängerzone ausgestellt. Am Tag danach folgten die Köpfe frisch geschlachteter Schweine, die, kaum drapiert, unter Polizeischutz, abtransportiert wurden. „Es ist bezeichnend für die Beuys-Stadt Düsseldorf, dass lebende Menschen weniger Anstoß erregen als tote Schweine“, brachte die mit fiftyfifty befreundete, längst verstorbene Publizistin, Gerda Kaltwasser, die Lektion dieser Kunstaktion damals auf den Punkt.
Bundespräsidenten für fiftyfifty
Bereits 1995, im Gründungsjahr von fiftyfifty, lobte der seinerzeitige Ministerpräsident von NRW, Johannes Rau, unser Straßenmagazin als „solidarische Zeitung“ und „Sprachrohr der Obdachlosen“. Nachdem Rau im Mai 1999 zum Bundespräsidenten gewählt wurde, wollten wir ihn erneut für eine Grußbotschaft gewinnen. Doch sein Büro wehrte zunächst einmal ab: Der erste Mann im Staate könne nicht eines der über zwanzig Straßenmagazine bevorzugen. Das leuchtete ein. Ich bot deshalb an, seinen Beitrag, wenn er denn käme, allen Obdachlosenzeitungen zur Verfügung zu stellen - darauf ging der Bundespräsident ein und begründete damit eine Tradition, die seither von allen Amtsnachfolgern fortgeführt wurde. In seinem ersten Vorwort schrieb Johannes Rau: „Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Obdachlose … durch Arbeit und Wohnung eine neue Perspektive für sich sehen können.“ Wie aktuell diese Worte noch heute sind. Von nun an lieferte unser Freund im Schloss Bellevue in allen weiteren Jahren seiner Amtszeit bis zum Jahr 2003 einen Beitrag zum Fest jener, wie Rau es ausdrückte, „obdachlosen Familie, … die mit Tieren einen Stall teilen musste, weil kein Platz mehr in der Herberge war“. Zuletzt, im Jahr 2003, formulierte er: „An Not in unserer Gesellschaft ist kein Mangel, an Gelegenheiten zu helfen auch nicht.“ Vielleicht sollten wir uns diese Worte angesichts der Herausforderungen durch die Flüchtlingsprobleme gerade in diesen Tagen besonders hinter die Ohren schreiben.
Auf Johannes Rau folgte 2004 Horst Köhler, der im ersten Jahr seines Amtes ausdrücklich die im sozialen Bereich Aktiven begrüßen wollte. So wurde mir die Ehre zuteil, dem neuen Bundespräsidenten und seiner Frau die Hand zu schütteln. Ich nutze die Gelegenheit, ihn zu bitten, so wie sein Amtsvorgänger, schreibend Partei für die Obdachlosen zu ergreifen. Was Köhler tat, indem er die Möglichkeiten seiner politischen Gestaltung relativierte: „Nun werden einige sagen, Sie sind doch der Bundespräsident, Sie könnten doch alle Missstände ändern, wenn Sie wollten. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Natürlich kann ich … den Finger in manche Wunde legen. … Aber wirklich etwas ändern, das können wir alle nur gemeinsam.“ In diese Kerbe schlug auch Christian Wulf, der nach Köhlers Rücktritt bis zu seinem eigenen Rücktritt das erste Amt im Land innerhatte. Es sei wichtig, „dass wir ein wenig mehr Verständnis für die Nöte unserer Mitmenschen aufbringen“, schrieb er im Jahr 2010. Beinahe schon radikal äußerte sich dagegen Amtsnachfolger Joachim Gauck: „Wer sich nicht mehr selbst helfen kann, dem muss geholfen werden. Wenn wir das nicht tun, berauben wir diese Menschen ihrer Würde. Mag sein, dass manche es Überversorgung nennen. Ich nenne es Solidarität.“ Wie wahr.
fiftyfifty und die Toten Hosen
„Ich beschäftige mich zwangsläufig mit Obdachlosigkeit, schon allein, weil man immer mehr Obdachlose auf der Straße sieht.“ Dies hat Michael Breitkopf bereits im Juni 1996 gesagt. Michael Breitkopf – wer das ist? Die meisten kennen ihn unter dem Namen „Breiti“ und Breiti ist kein Geringerer als der Gitarrist der Toten Hosen. 1996 gab er sein erstes Interview in der zu dieser Zeit gerade mal seit einem Jahr existenten fiftyfifty. Das Foto mit unserer Zeitung in der Hand zeigt ihn in jugendlichem Charme. Das erste Interview war zugleich der Auftakt einer treuen Begleitung „in all den Jahren“, um es im Vokabular der Punker auszudrücken. Jahre später sprach Breiti für ein fiftyfifty-Hörbuch den Text eines Obdachlosen ein. Sein Kollege Campino gab den Sprecher für einen fiftyfifty-Kinospot und engagierte sich gegen die Abschiebung einer jungen Romni, die wir betreuten. Auch Bassist Andi Meurer besuchte die Redaktion und stand für ein Interview zur Verfügung. Er schenkte uns einen signierten Bass zur Verlosung und, zusammen mit seiner Frau Carla, die unzählige Tourneefotos geschossen hat, eine von allen Bandmitgliedern unterschriebene Großaufnahme zum Verkauf in unserer Galerie. Des Weiteren gab es begehrte Promo-CDs, die eigentlich nur für den Rundfunk angefertigt werden, T-Shirts und Einladungen zu Konzerten als Verlosungstickets für unsere Leser. Sogar den Hosen-Song „Steh‘ auf, wenn du am Boden liegst“ durften wir für einen Kinospot zugunsten unseres russischen Straßenkinderzirkusses „Upsala“ verwenden. Und im letzten Jahr unterstützten die Hosen ein Voting zum besten Plakat des Jahres, indem sie auf ihrer Facebook-Seite dazu aufforderten, für unseren Entwurf abzustimmen. Natürlich haben wir dadurch den Wettbewerb und das Preisgeld – 50.000 Euro für die Obdachlosenhilfe – gewonnen. Doch die Hosen wären nicht die Hosen, wenn sie nicht auch in schwierigen Zeiten Flagge zeigen würden. Breiti, unser treuer Breiti, ist wieder einmal in die Bresche gesprungen. Als Aldi allen fiftyfifty-Verkäufern den Zutritt zu sämtlichen Marktgeländen verwehrte, sagte er vor laufenden Kameras und Mikrofonen mutig, dass dies nicht fair sei. Dabei war es noch gar nicht lange her, dass sich der berühmte Musiker öffentlichkeitswirksam an dem Stadtrundgang von Obdachlosen (strassenleben.org) beteiligt hat. „Ich habe viel über Obdachlosigkeit gelernt“, hat er dabei gesagt. Denn was vor fast 20 Jahren begann, hat für Breiti wohl noch immer Gültigkeit: „Ich beschäftige mich zwangsläufig mit Obdachlosigkeit, schon allein, weil man immer mehr Obdachlose auf der Straße sieht.“
Hubert Ostendorf