Ehemals Wohnungslosem droht die Zwangsräumung! Verkauf der Lessingstraße 25 durch ehemals „Arme Brüder“ wird zum Fiasko für die Mieter. Proteste am 11.04. gegen Zwangsräumung angekündigt.
Der Mieter Rolf T. lebt seit zwei Jahren in einer Wohnung auf der Lessingstraße 25. Zuvor war er drei Monate wohnungslos, schlief in der Notunterkunft auf der Kaiserswerther Straße, wurde dann in ein Wohnprojekt der Armen Brüder auf die Prinz-Georg-Straße vermittelt und zog von dort aus auf die Lessingstraße 25. Zu seinem Unglück wurde jedoch dieses Haus von den Armen Brüdern, heute franzfreunde, an einen Berliner Investor verkauft. fiftyfifty kritisierte bereits im März vergangenen Jahres öffentlich den Verkauf der Immobilie, die seinerzeit durch Spendengelder, die fiftyfifty zuvor akquiriert hatte, erworben wurde. Die franzfreunde beteuerten, die besondere soziale Verantwortung dem neuen Eigentümer gegenüber verdeutlicht zu haben – schriftlich fixiert wurde dies jedoch nirgends. Viele Mieter erleben seit dem Verkauf Schikanen durch den neuen Eigentümer: Die sanitären Anlagen in der vierten Etage sind seit Monaten grundlos gesperrt. Zugleich wurden allen Mietern Einmalzahlungen angeboten, wenn sie ausziehen – ein verlockendes Angebot mit gefährlichen Folgen für Menschen mit wenig Geld, die lange Zeit auf der Straße gelebt haben. Der Eigentümer Eytan Daniel Halfin scheint nur ein Ziel zu kennen: Die Mieter sollen raus, seine HMS II Grundstücksgesellschaft will maximalen Profit.
Den vorläufig traurigen Gipfel der Eskalation stellt nun die geplante Zwangsräumung von Rolf T. dar: Er soll am 11.04.2018 raus, weil er zwei Monatsmieten nicht gezahlt hat. Dies gibt er unumwunden zu, hat Ratenzahlungen vereinbart, und diese auch bereits in Höhe von 150 Euro geleistet. Bei der zweiten Rate war das Konto um 70 Cent nicht gedeckt und die Rate wurde so zurückgebucht. Damit fing das Desaster für Rolf an. Da andere Mieter bereits Streit mit dem neuen Eigentümer hatten, ging Rolf davon aus, dass es die „Masche“ der Vermieter sei, die Mieter zu schikanieren. Er forderte daher den Eigentümer auf, die Zahlung anzuerkennen, die er glaubte geleistet zu haben, schließlich hatte er doch einen von der Stadtsparkasse gestempelten Überweisungsbeleg. Die Rückbuchung fiel Rolf nicht auf und die gegnerische Seite nahm dies zum Anlass, Rolf zu verklagen und schließlich einen heute rechtskräftigen Räumungstitel zu erwirken. Die Mietrückstände liegen aktuell bei lediglich 466,00 Euro. fiftyfifty und andere Bürger*innen dieser Stadt wären sofort bereit das Geld zu zahlen, um die Räumung und damit die erneute Wohnunglosigkeit von Rolf zu verhindern.
„Die Mieter sind Opfer verfehlter Politik. Die Hilfe, die sie unter der Leitung der Armen Brüder noch hatten, war notwendig, und fiel durch den Verkauf weg.“, erklärt Julia von Lindern, Sozialarbeiterin beim Straßenmagazin fiftyfifty. „Die Armen Brüder hätten trotz aller Geldnöte nie an einen gewinnorientierten Investor verkaufen dürfen. Sie hätten fiftyfifty das Haus zum erneuten Kauf anbieten müssen. Für die HMS II Grundstücksgesellschaft ist das Haus mit seinen vom Leben gebeutelten Mietern ein Leckerbissen,“ so von Lindern weiter.
Gleichzeitig steht Rolf T. immer noch fassungslos vor dem Scherbenhaufen: „Ich habe einen Fehler gemacht, und den wollte ich korrigieren. Ich verstehe bis heute nicht, wie es so weit kommen konnte. Ich bin immer noch bereit, die ausstehende Miete zu zahlen. Es darf doch nicht sein, dass ich wegen gut 450,- € wieder auf der Straße lande.“
Hintergrund zu dem verkauften Haus, ist der Finanzskandal der Armen Brüder von 2014. Damals haben die armen Brüder rd. 7,2 Millionen Euro bei einem windigen Investor verzockt. Sie gerieten öffentlich in die Kritik. Der Geschäftsführer Theo Wollschläger wurde entlassen. Doch wie sich mit dem Verkauf des Hauses auf der Lessingstraße 25 zeigte, hat dies kaum etwas an den unwirtschaftlichen Praktiken und den daraus resultierenden Konsequenzen betroffenen Menschen der heutigen franzfreunde geändert. Im Zuge eines nach geordneten Insolvenzverfahrens zum Finanzskandal gerieten die Armen Brüder erneut in finanzielle Schieflage und sie entschlossen sich dazu, das Haus zu verkaufen.
Wir von fiftyfifty haben vom Verkauf erst letztes Jahr im März erfahren und ihn umgehen öffentlich kritisiert. Bereits damals war nach zwei google – Anfragen klar, dass der neue Investor nicht daran interessiert ist sozial verträgliche Mietverhältnisse anzustreben. Der neue Eigentümer Eytan D. Halfin ist als Immobilienökonom Geschäftsführer der HMS II Grundstücksgesellschaft und diverser anderer GmbHs, u.a. im Bereich Sportwetten.
Die volle Verantwortung für diesen Skandal tragen die franzfreunde, der erste Vorsitzende Dirk Buttler, sowie Jürgen Plitt, Geschäftsbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe, die an den Immobilienökonom Eytan D. Halfin verkauft haben. Inzwischen haben wir über eine Stellungnahme der franzfreunde erfahren, dass sie die Zwangsräumung ebenfalls verhindern wollen. Außerdem sicherten sie Rolf zu, dass sie ihm übergangsweise kostenlosen Wohnraum zur Verfügung stellen wollen und die Belastungen der Mieter auf der Lessingstraße bedauern. Wir begrüßen diese Schritte ausdrücklich und sind an einer konstruktiven Lösung für Rolf und die anderen Bewohner der Lessingstraße interessiert.
Die Zwangsräumung von Rolf ist damit aber noch nicht vom Tisch – er soll nach wie vor raus. Wir werden das nicht hinnehmen, sondern die Räumung verhindern.
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An dieser Stelle haben wir zu Protesten gegen die Zwangsräumung am 11.04. aufgerufen. Rolf ist in der Zwischenzeit bereits umgezogen. Aktuelle Informationen hier.